Präanalytik in der Mikrobiologie

Allgemeiner Untersuchungsauftrag

E + R oder Bakterien / Antibiogramm:
Es erfolgt dann: Mikroskopie (bei geeignetem Untersuchungsmaterial wie z. B. Abstrich oder Trachealsekret), ggf. Hemmstoffnachweis (aus flüssigem Untersuchungsmaterial wie Urin, Liquor, Punktat etc.), Erregerkultur, Differenzierung und Antibiogramm (wo sinnvoll).

Ausdrücklich angefordert werden müssen Untersuchungen auf Diphtherie- und Keuchhustenbakterien (s.a. PCR), Gonokokken, Helicobacter, Mykoplasmen (s.a. PCR), Chlamydien (s.a. PCR), Tbc-/ Mykobakterien (s.a. PCR), Aktinomyzeten, Legionellen (s.a. PCR), Plaut-Vincent-Angina, Pilze, Pneumocystis jiroveci (vormals P. carinii) (s.a. PCR).

Untersuchungsauftrag bei Enteritis infectiosa bzw. -Verdacht:
TPER: Typhus-, Paratyphus- und Enteritis-Salmonellen, außerdem Shigellen (Ruhr), Yersinien und Campylobacter, sowie bei stationären Patienten Clostridium difficile (Antigen- und ggf. Tixonnachweis). Extra-Anforderungen sind erforderlich für Pilze, Vibrio cholerae, enterotoxinbildende Bakterien (z. B. C. difficile, E. coli), für enterophathogene Viren (z. B. Toraviren, Adenoviren, Noroviren) sowie für Protozoen und Würmer/ Wurmeier.

Untersuchungsauftrag bei Tuberkulose (Tbc) bzw. -Verdacht:
Wichtig: stets Nativ-Material einsenden!
Direktmikroskopie (Auramin- und Ziehl-Meelsen-Färbung); Kultur und Differenzierung; PCR (Polymerase-Kettenreaktion); Empfindlichkeitsprüfung; ggf. Quantiferon-Test in speziellen Röhrchen.

Besonderheiten bei der Probenentnahme

Allgemeine Hinweise:

  • Material vom Infektionsort möglichst ohne Kontamination entnehmen.
  • Proben, wenn möglich, vor Beginn einer Antibiotika-Therapie oder in einem antibiotischen Fenster entnehmen.
  • "Sampling errors" vermeiden. Der Klinische Mikrobiologe kann die gesuchten oder verursachenden Erreger nur nachweisen, wenn diese auch im klinischen Material vorhanden sind bzw. das Material aus repräsentativen Bereichen stammt.
  • Anamnestische oder klinische Besonderheiten auf dem Begleitschreiben mitteilen.
  • Bei Unklarheiten / Unsicherheiten in der Probenentnahme bitte den zuständigen Mikrobiologen kontaktieren, um das optimale Prozedere zu besprechen. Extrem wichtig oder schwierig zu gewinnende Materialien bitte telefonisch anmelden.


Blutkulturen:

  • Entnahme möglichst im frühen Stadium des Fieberanstiegs.
  • Sorgfältige Desinfektion der Punktionsstelle. Auf minimal notwendige Einwirkzeit des Desinfektionsmittels achten (z. B. alkoholische Präparate 2 x 60 sec.)!
  • Wenn möglich, keine Blutkulturen aus liegenden Kathetern entnehmen.
  • Bei Erwachsenen 5-10 ml Blut pro Flasche.
  • Entnahme mit Kanüle: Zuerst anaerobe, dann aerobe Flasche (nach Desinfektion des Gummistopfens) beimpfen. 
  • Entnahme mit Butterfly-Entnahmesystem: Zuerst aerobe, dann anaerobe Flasche (nach Desinfektion des Gummistopfens) beimpfen.
  • Bei Erwachsenen mind. 2 x 2 Flaschen (je eine aerobe und eine anaerobe), besser noch 3 x 2 Flaschen, im Abstand von mind. 30 min. oder aus verschiedenen Punktionsstellen abnehmen.
  • Bei Neugeborenen und Kleinkindern PEDS-Blutkulturflaschen mit mind. 0,5 ml beimpfen (hier nur aerobe Flasche notwendig; auch hier 2-3 Entnahmen sinnvoll). Die Belüftung der aeroben Blutkulturflasche entfällt bei den von uns eingesetzten Systemen.
  • Blutkulturen bis zum Abtransport bei Raumtemperatur lagern!
  • Mykobakterien werden nicht aus Blutkulturen nachgewiesen.


Liquor:

  • Sorgfältige Desinfektion!
  • Ca. 2 ml nativen Liquor in einem sterilen, verschraubbaren Röhrchen einsenden; zusätzlich mind. 2 ml Liquor in eine aerobe Blutkulturflasche (vorgewärmt auf Zimmertemperatur) geben; zusätzlich einen luftgetrockneten Objektträger-Ausstrich des Liquors einsenden.
  • Bei Verdacht auf tuberkulöse Meningitis stets nativen Liquor (5-10 ml) einsenden.


Punktate / Material aus primär sterilen Körperhöhlen:

  • Sorgfältige Desinfektion!
  • Einen Teil nativ in steriles Röhrchen, einen Teil in Blutkulturflasche überführen.


Gewebeproben:

  • Immer nativ in sterilem Röhrchen (nicht in Abstrichtupfer-Röhrchen) einsenden. Ggf. mit wenigen Tropfen physiologischer Kochsalzlösung benetzen; niemals mit Formaldehyd (>> Pathologie) in Kontakt bringen.
  • Ausnahme: Magenbiopsie für den kulturellen Nachweis von Helicobacter pylori (plus Resistenztestung) in speziellem Transportmedium einschicken (Portagerm pylori®).
  • Auch molekularbiologische Untersuchungen (s.a. PCR) sind aus nativem Gewebematerial möglich.


Katheterspitzen:

  • Insertionsstelle desinfizieren, Katheter ziehen, Spitze (ca. 2-4 cm) abschneiden und in steriles Röhrchen (nicht Abstrichtupfer-Röhrchen) überführen.


Wundabstriche:

  • Erregerreiches Material wird v.a. in den Wundrändern angetroffen!
  • Bei fistelnden Prozessen nach Desinfektion der Oberfläche Material aus der Tiefe gewinnen und nicht oberflächliches Sekret auffangen.
  • Abstrichtupfer-Röhrchen (mit Amies-Medium) bis zum Abtransport bei Raumtemperatur lagern.


Respiratorische Materialien:

  • Tracheal- und Bronchialsekrete/ BAL geeigneter als Sputa.
  • Material nativ in sterilen Röhrchen einsenden.
  • Atypischer Erreger (z. B. Legionellen) müssen explizit angefordert werden.
  • Respiratorische Materialien (im Gegensatz zu Wundabstrichen) bis zum Abtransport bei 4 - 8 °C lagern.


Rachen-, Ohren-, Nasen- und Augenabstriche:

  • Möglichst viel Material auf Tupfer aufbringen.


Genitalabstriche:

  • Abstrichtupfer nur mir veränderten Bereichen bzw. Sekreten in Kontakt bringen (Cave: kontaminierende Standortflora).
  • Für den Chlamydien- und/oder Gonokokken-Nachweis per Gensonder bzw. PCR ist ein spezielles Entnahme-Set notwendig, welches Sie über unsere Einsenderbetreuung erhalten.
  • Der Nachweis von Humanen Papilloma-Viren (HPV, low and high risk) erfolgt ebenfalls mit einem speziellen Gensonden-Entnahme-Set (siehe Einsenderbetreuung).
  • Mykoplasmen bitte gesondert anfordern.


Urine/Uricults:

  • Sind die am häufigsten kontaminierten mikrobiologischen Untersuchungsmaterialien. Daher unbedingt auf vorherige adäquate Reinigung des Genitale achten.
  • Eintauchnährboden vollständig mit Urin benetzen und Urin dann vollständig aus dem Gefäß entfernen. Uricult sofort bebrüten.
  • Im Nativurin-Probenröhrchen vorgelegtes Borat verhindert die Vermehrung der Bakterien während des Transports, erhält aber die volle Vitalität der Bakterien. Wichtig! Röhrchen bis zur Markierung +/-1 ml auffüllen!


Stuhlproben:

  • Um die Sensitivität zu erhöhen, muss das Material aus den makroskopisch auffälligen Bereichen des Stuhlgangs eingesandt werden (schleimig-Blutige, durchfällige Anteile). Aus dem gleichen Grund bitte Material von drei unterschiedlichen Stuhlgängen separat einsenden.

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