Probenentnahme und Präanalytik:

Besonderheiten bei der Probenentnahme / Präanalytik:

Allgemeine Hinweise:

  • Material vom Infektionsort möglichst ohne Kontamination entnehmen.
  • Proben, wenn möglich, vor Beginn einer Antibiose oder in einem antibiotischen Fenster entnehmen.
  • "Sampling errors" vermeiden. Der klinische Mikrobiologe kann die gesuchten oder verursachenden Erreger nur nachweisen, wenn diese auch im klinischen Material vorhanden sind bzw. das Material aus repräsentativen Bereichen stammt.
  • Anamnestische oder klinische Besonderheiten auf dem Begleitschreiben mitteilen.
  • Bei Unklarheiten / Unsicherheiten in der Probenentnahme bitte den zuständigen Mikrobiologen kontaktieren, um optimales Prozedere zu besprechen. Extrem wichtige oder schwierig zu gewinnende Materialien bitte telefonisch avisieren (0751 / 502 - 40).

Blutkulturen:

  • Entnahme möglichst im frühen Stadium des Fieberanstiegs.
  • Sorgfältige Desinfektion der Punktionsstelle. Auf minimal notwendige Einwirkzeit des Desinfektionsmittels achten (z. B. alkoholische Präparate 30 sec)!
  • Wenn möglich, keine Blutkulturen aus liegenden Kathetern entnehmen.
  • Bei Erwachsenen 5 - 10 ml Blut pro Flasche.
  • Zuerst aerobe, dann anaerobe Flasche (nach Desinfektion des Gummistopfens) beimpfen.
  • Bei Erwachsenen mind. 2 x 2 Flaschen (je eine aerob und eine anaerob), besser noch 3 x 2 Flaschen, im Abstand von mind. 30 min abnehmen.
  • Bei Neugeborenen und Kleinkindern PEDS-Blutkulturflaschen mit mind. 0.5 ml beimpfen (hier nur aerobe Flasche notwendig; auch hier 2 - 3 Entnahmen sinnvoll).
  • Blutkulturen bis zum Abtransport bei Raumtemperatur lagern!
  • Mykobakterien werden nicht aus Blutkulturen nachgewiesen.

Liquor:

  • Sorgfältige Desinfektion !
  • Bei Transportwegen von weniger als einer Stunde nativen Liquor einsenden sonst Liquor in eine Blutkulturflasche (vorgewärmt auf Zimmertemperatur) geben zusätzlich einen luftgetrockneten Objektträger-Ausstrich des Liquors einsenden.
  • Bei Verdacht auf tuberkulöse Meningitits stets nativen Liquor einsenden.

Punktate / Material aus primär sterilen Körperhöhlen:

  • Sorgfältige Desinfektion !
  • Einen Teil nativ in steriles Röhrchen, einen Teil in Blutkulturflasche überführen.

Gewebeproben:

  • Immer nativ in sterilem Röhrchen (nicht in Abstrichtupfer-Röhrchen) einsenden. Ggf. mit physiologischer Kochsalzlösung benetzen; niemals mit Fomaldehyd (-> Pathologie) in Kontakt bringen.
  • Auch molekularbiologische Untersuchungen (-> PCR) sind aus nativem Gewebematerial möglich.

Katheterspitzen:

  • Insertionsstelle desinfizieren, Katheter ziehen, Spitze (ca. 2 - 4 cm) abschneiden und in steriles Röhrchen (nicht Abstrichtupfer-Röhrchen) überführen.

Wundabstriche:

  • Erregerreiches Material wird v. a. in den Wundrändern (nicht in der Mitte von Eiterseen) angetroffen!
  • Bei fistulierenden Prozessen Material aus der Tiefe gewinnen und nicht oberflächliches Sekret auffangen.
  • Abstrichtupfer-Röhrchen (mit Amies-Medium) bis zum Abtransport bei Raumtemperatur lagern.

Respiratorische Materialien:

  • Tracheal- und Bronchialsekret / BAL geeigneter als Sputa.
  • Material nativ in sterilen Röhrchen einsenden. Ggf. auch Absaugkatheter einsenden.
  • Atypische Erreger (z. B. Legionellen) müssen explizit angefordert werden.
  • Respiratorische Materialien (im Gegensatz zu Wundabstrichen) bis zum Abtransport bei 4° C - 8° C lagern.

Rachen-, Ohren-, Nasen- und Augenabstriche:

  • Möglichst viel Material auf Tupfer bringen.

Genitalabstriche:

  • Abstrichtupfer nur mit veränderten Bereichen bzw. Sekreten in Kontakt bringen (Cave: kontaminierende Standortflora).
  • Für den Chlamydien- und / oder Gonokokken-Nachweis per Gensonde ist ein spezielles Entnahme-Set notwendig, welches Sie über unsere Einsenderbetreuung (0751 / 502 - 40) erhalten.
  • Der Nachweis von Humanen Papilloma-Viren (HPV, low and high risk) erfolgt ebenfalls mit einem speziellen Gensonden-Entnahme-Set (zu erhalten ebenfalls bei der Einsenderbetreuung unter 0751 / 502 - 40).
  • Mycoplasmen bitte gesondert anfordern.

Urine / Uricults:

  • Sind die am häufigsten kontaminierten mikrobiologischen Untersuchungsmaterialien. Daher unbedingt auf vorgängige adäquate Reinigung des Genitals achten.
  • Eintauchnährböden vollständig mit Urin benetzen und Urin dann vollständig aus dem Gefäß entfernen. Uricult sofort bebrüten.
  • Im Nativurin-Probenröhrchen vorgelegtes Borat verhindert die Vermehrung der Bakterien während des Transports, erhält aber die volle Vitalität der Bakterien.

Stuhlproben:

  • Um die Sensitivität zu erhöhen, sollten 3 Stuhlproben eines Patienten eingesandt werden, welche auch aus unterschiedlichen, repräsentativen Bereichen (möglichst schleimig (-blutig) verändert) einer Defäkation stammen können. Ansonsten Material von drei unterschiedlichen Stuhlgängen einsenden.
  • Bei Kassenpatienten immer EBM-Ausnahmeziffer "3481" auf Überweisungsschein angeben, damit das Budget des einsendenden Arztes nicht belastet wird.